Eifelpiper
Geschichte

Geschichte

Die Herkunft

Der Dudelsack, das urtypische schottische Instrument, stammt in Wirklichkeit gar nicht aus Schottland. Allerdings ist er schon so alt, dass man seine wahre Herkunft nicht genau bestimmen kann. Er wird z.B. bereits im alten Testament in der Genesis und im Zusammenhang mit Nebuchadnezzar im 3. Buch Daniel erwähnt. Ebenso gibt es Hinweise auf Dudelsäcke in Ninive und Assyrien, es wurden sogar Instrumente in Ägypten gefunden, die bis ins Jahr 1500 v.Chr. zurück datierten, und auch im alten Indien und in China (wo sich die Tradition sogar bis 2583 v.Chr. zurückverfolgen lässt) war der Dudelsack nicht unbekannt.

Nach schriftlichen Überlieferungen wurde mit großer Wahrscheinlichkeit im alten Ägypten für gewöhnlich eine Spielpfeife zusammen mit einer Bordunpfeife gespielt. Zu einem späteren Zeitpunkt wurden die beiden bisher getrennt voneinander gespielten Pfeifen mit einem Ledersack verbunden. Ein Blasrohr, welches in den Ledersack führte, ermöglichte es, dass nun ein Spieler beide Pfeifen auf einmal spielen konnte.

Diese Art der Sackpfeife wurde auch im alten Rom und Griechenland gespielt, wo bei Suetonius sogar eine Episode mit Nero verbrieft ist, in der der römische Imperator in einer misslichen Lage, sozusagen als Opfer für die Errettung vor dem Feind, versprochen habe, vor ganz Rom Dudelsack zu spielen. Ein Opfer, das nicht gerade vom hohen gesellschaftlichen Status der Pfeifer zeugt.

Die Römer und wahrscheinlich davor die Kelten waren es, so glaubt man, die das Instrument nach Nordengland brachten, und zwar als Instrument der Infanterie, als das es selbst noch in diesem Jahrhundert benutzt wird. Wissenschaftler glauben, dass diese Instrumente die Vorfahren der Bagpipe waren, die wahlweise mit den Kelten und Römern damals nach Britannien gelangten.

Der Dudelsack breitete sich zunehmend auf dem ganzen europäischen Kontinent aus. In deutschsprachigen Gebieten kannte man ihn unter dem Namen Sackpfeife. Und schnell galt die Sackpfeife in süd-, nord- und westeuropäischen Ländern als eines der Lieblingsinstrumente der fahrenden Musiker, die einen großen Teil zur damals gespielten Musik beitrugen. Weiterhin galt der Dudelsack als das Instrument der marschierenden Soldaten und der tanzenden Bauern. Gemälde, in denen die Belustigung der ländlichen Bevölkerung geschildert werden, wären nicht vollständig, wenn die Sackpfeife fehlen würde.

Der Dudelsack kam mit den Römern und den Kelten und erlebte eine jahrhundertelange Blüte als Instrument der einfachen Leute. Er wurde auf Jahrmärkten, Hochzeiten, Dorftänzen, Festspielen und bei Prozessionen und Belustigungen aller Art gespielt. So wird er uns auch in ganz unterschiedlichen Bücher beschrieben und erwähnt, von den Dramen Shakespeares bis zu ländlichen Balladen.

Es wurden zu Melodiepfeifen, die mit Grifflöchern versehenen waren, grifflochlose Bordunpfeifen hinzugesellt, die stets die gleichen tiefen Begleittöne erklingen ließen. Es wurden auch einige Dudelsäcke mit großem Tonumfang entwickelt und einige die balggeblasen waren, wobei der Blasebalg unter dem Arm gehalten wurde. Diese Umwandlung wurde Ende des 16. Jahrhunderts vorgenommen. Dabei ersetzte ein Blasebalg in der irischen „Uilleann Pipes“ (Ellenbogenpfeife) oder, wie sie heute genannt wird „Unionpipes“ die menschliche Lunge.

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde noch eine neue Gruppe von Sackpfeifen aus dem Osten nach Deutschland gebracht. Bei diesen Instrumenten slawischen Ursprungs waren alle Pfeifen, einschließlich der mit einem Tierhorn als Schalltrichter ausgestatteten Melodiepfeife, zylindrisch geformt und mit einem einfachen Rohrblatt ausgestattet.

Bei den abendländischen Instrumenten waren die Melodiepfeifen für gewöhnlich mit einem Doppelrohrblatt versehen, während hingegen die Bordunpfeifen meist zylindrisch geformt und mit einem einfachen Rohrblatt versehen waren. So entstanden die verschiedensten Formen des Dudelsackes. Im 18. Jahrhundert wurde sogar der Dudelsack in Frankreich für kurze Zeit ein Instrument der Salons. Diese gespielte Form hieß Musette.

Doch dafür musste der Dudelsack leiser gemacht werden, er wurde domestiziert. Er wurde zu höfischer Verspieltheit verändert, bis er schließlich ganz verschwand – oder man ließ ihn absacken zum Bettelinstrument, bis er auch hier verschwand. Denn die Städte wuchsen und immer mehr Menschen wohnten nicht mehr auf dem Land, und damit auch nicht mehr im Freien. So wurde Musizieren zu einer Tätigkeit in geschlossenen Räumen. Diese Entwicklung der Urbanisierung und die Erfindung modernerer Musikinstrumente wie z.B. dem Akkordeon, verdrängte den Dudelsack auf dem Europäischen Kontinent und verschwand am Anfang des 18. Jahrhunderts in den meisten Ländern.

Der schottische Dudelsack

Im schottischen Hochland jedoch verlief seine Geschichte anders. Denn seine militärische Musik entsprach dem kriegerischen Geist der dort lebenden Menschen und seither reflektierte der Dudelsack ihre Kampfeslust.

Bis zum Jahre 1500 wurde die ursprüngliche Form des Dudelsacks, d.h. Blasebalg aus Tierhaut, ein kurzes Mundstück (Blowpipe), durch das der Ledersack aufgeblasen wurde, eine Spielpfeife (Chanter) und einer Bordunpfeife (Tenor Drone), die auf einen einzigen Ton (Grundton) gestimmt war und die Melodie ununterbrochen begleitete, beibehalten. Ab diesem Zeitpunkt wurde dann eine zweite Bordunpfeife in das Musikinstrument integriert.

Die zweite Tenor Drone sollte den durchgehenden Ton nicht lauter erklingen lassen, sondern eine neue Schwingung, eine neue zusätzliche Klangkurve erzeugen. Denn das absolute Gleichmaß beim Pusten und Drücken zu erreichen, ist nicht möglich. Und so schwingen zwei gleich gestimmte Tonsäulen doch unterschiedlich und erzeugen neue Obertöne.

Eine dritte Bordunpfeife kam erst nach weiteren 200 Jahren hinzu und die uns heute bekannte Form der Great Highland Bagpipe war geboren. Die Drones waren auf Grundton und Octave gestimmt (zwei Tenor Drones und eine Bass Drone), die heute den typischen Klang der Sackpfeife ausmachen. Die Spannung zwischen dem auf dem Chanter gespielten Ton und dem dadurch ausgelösten Klangeffekt durch die Drones wurde riesig. Betrachtet, unter dem Gesichtspunkt der gesamten geschichtlichen Entwicklung des Dudelsacks, ist die Great Highland Bagpipe gar nicht so alt.

Das Instrument fand fortan Verwendung als Militärinstrument, das einerseits die eigenen Mannen anfeuern, andererseits mit seinem durchdringenden Klang den Gegner zermürben sollte. So sollen schon bei der berühmten Schlacht von Bannockburn, als die Schotten 1314 ihre Unabhängigkeit von England erkämpften, den mutigen Soldaten Dudelsackpfeier zur Seite gestanden haben.

Seither gehörten die Pfeifer in das im schottischen Highland herrschende Clansystem und in den Haushalt eines jeden Clan Chiefs. Ihr musikalisches Einsatzgebiet blieb bis ins weite 18. Jahrhundert auf Geburtshymnen, Versammlungssignale, Streit-, Kriegs- und Wettkampfmusiken und Totenklagen beschränkt. Es wurde den Pfeifern sogar bei Strafe untersagt, sich in Unterhaltungsmusik zu üben. Weil jeder Clan seine Pfeifer brauchte, wurden mehrere Schulen eingerichtet, die sogenannten „Colleges“, in die die Clans ihre Pfeifer schickten, um dort das Dudelsackspielen zu erlernen. In diesen „Colleges“ entstand nach und nach „Ceòl Mór“ oder „Piobaireachd.

„Piobaireachd“ ist gälisch und bedeutet nichts weiter, als „was ein Pfeifer macht“; denn „Piob“ ist die Pipe, „Piobaire“ ist der Piper und „Piobaireachd“ ist, was der Piper tut, wenn er pfeift. Allerdings verwendet man den Ausdruck nur noch für die klassische Musik des Dudelsacks. Diese Musikform besteht aus einem Thema, das, wie in der klassischen Musik des restlichen Europas, knapp gehalten ist und mit so wenig Schnörkel wie möglich versehen, und mit etlichen Variationen (Verzierungen) mit zunehmendem Schwierigkeitsgrad gesteigert wird. Es erfolgen so viele Variationen, wie das Thema braucht, bis es „nichts mehr hergibt“. Der Komponist, wie der interpretierende Pfeifer kehren nach dem krönenden Schluss-Movement (der letzten Variation) zum Thema zurück und schließen den Kreis. Dies kommt den kulturellen Überlieferungen nahe, dass die keltische Sinfonie, wie Piobaireachd auch genannt wird, nie endet.

Der Dudelsack erlebte seine Blütezeit, es wurden viele schöne Piobreachd Stücke geschrieben. Doch nach der Niederlage der letzten Schlacht gegen die Engländer, wurde 1747 Schottland entmilitarisiert und den Schotten wurde sowohl das Dudelsackspielen als auch das Tragen der Kilts, Versammlungen und das Sprechen der gälischen Sprache gesetzlich verboten. Die Einhaltung des Gesetzes wurde radikal überwacht, um das Nationalgefühl zu ersticken und Aufstände zu unterbinden. Dies hatte zur Folge, dass die „Colleges“ aufgelöst wurden und sich die Familien der Pfeifer zerstreuten. Die Gefahr drohte, dass in den folgenden Jahren das Dudelsackspielen auch in Schottland auf diese Art und Weise verschwand.

Eine ganze Generation wuchs heran, bevor es das alte Brauchtum wieder geben durfte. So gerieten möglicherweise nicht nur etliche Tartans in Vergessenheit. Glücklicherweise wurde das Verbot wieder aufgehoben, denn als die ersten Highlands Regimenter in die englischen Kolonien einmarschierten, fanden sich in ihren Reihen auch wieder einige Dudelsackspieler, und man begann ab 1796 damit, die bisher nur mündlich überlieferten Stücke in Noten niederzuschreiben.

Die Überlieferung der Musik

Das Notenschreiben, wie wir es heute kennen, begann erst um 1800. Bis dahin wurden die Lieder mit einer Art Singsprache übermittelt. Diese nennt man „Canntaireachd“. Von dieser Art Singsprache waren vier verschiedene Arten verbreitet. Die gebräuchlichste war die „Campbell of Nether Lorn Canntaireachd“. Colin Campbell of Nether Lorn begann 1797 mit der Übersetzung von Liedern in die Form der gestochenen Noten.

In der Folgezeit wurden in allen größeren Städten sogenannte „Highland Societies“ gegründet, die die Traditionen des Hochlandlebens pflegten.

Die Militarisierung der Bagpipe

Den Einzug in die Armee hielt die Great Highland Bagpipe dank der schottischen Soldaten, die sich zunehmend für die britische Armee mustern ließen und deren Lieblingsinstrument der Dudelsack war. In dieser Zeit wurde die Spielweise strikt reglementiert, um ein einheitliches, gemeinsames Spielen der einzelnen Bands zu ermöglichen. Diese Regeln haben bis heute ihre Gültigkeit. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Aufhebung des Verbots, die schriftlichen Überlieferungen und das Spielen dieses Instruments in der Armee dazu beitrugen, die Tradition der Bagpipe zu wahren und dessen Popularität zu steigern.