Eifelpiper
Die Instrumente

Die Instrumente

Das Practice Chanter und Pipe Chanter

Chanter und Practice Chanter sind kurz gesagt die Melodiepfeifen. Mit dem Begriff Chanter ist die Melodiepfeife der Pipes (Dudelsack) beschrieben, das Practice Chanter stellt ein Übungsinstrument dar.

Das Practice Chanter

Als Anfänger sollte man unbedingt auf einem Practice Chanter beginnen, um seine Finger zu trainieren, bevor man sich mit der Bagpipe auseinandersetzt. Denn beim Spielen auf der Bagpipe wäre ein Anfänger körperlich und motorisch noch überfordert, da die Bewegungsabläufe noch zu schwierig sind.

In Schottland spielen die jungen Piper zwei Jahre lang ausschließlich auf dem Practice Chanter, um die richtige Fingertechnik und Fingerfertigkeit zu erlernen, bevor sie auf einer Bagpipe spielen dürfen.

Nebenstehend sind einige Practice Chanter eines namhaften Herstellers abgebildet. Wie zu sehen ist, gibt es Practice Chanter in verschiedenen Größen und Verzierungen.

Ein Practice Chanter besteht aus dem Chanterkopf und dem Chanterunterteil, die man wie z.B. bei einer Blockflöte zusammenstecken kann. Damit jedoch ein Ton entstehen kann, braucht man ein Reed (Rohrblatt), welches in das Chanterunterteil hineingesteckt wird.

Beim Spielen des Practice Chanter legt man dieses mit der Chanter Sole auf das linke oder rechte Knie oder man stützt es auf einen Tisch auf, um die Finger zu entlasten und besser bewegen zu können (siehe Abbildung 1). Daher die verschiedenen Größen der Practice Chanter.

Bei einem Chanter sollte man darauf achten, dass keine Beschädigungen am Instrument zu sehen sind und dass das Practice Chanter sauber gearbeitet ist. Die Bohrungen für die Grifflöcher des Chanters sollten gerade sein, keine Gratstellen aufweisen und die Bohrung durch das Chanter sollte glatt und nicht aufgeraut sein. Aufgeraute Bohrungen beeinträchtigen die Klangqualität des Chanters in hohem Maße.

Wenn man sich die Frage stellt, wie teuer denn Practice Chanters sind, dann lautet die Antwort, dass es Practice Chanter aus Kunststoff heute bereits ab ca. 130,– € zu kaufen gibt. Practice Chanter aus Holz, die einen wesentlich angenehmeren Klang als Kunststoff Practice Chanter haben, sind im Gewicht schwerer und sollten aus afrikanischem Schwarzholz sein (Blackwood). Da dieses selten und auch wertvoll ist, muss man bei einem guten Hersteller für diese Übungsinstrumente ab ca. 250,– € zahlen. Für den Anfänger, der noch nicht weiß, ob er wirklich das Erlernen durchhält, reicht ein Practice Chanter aus Kunststoff völlig aus. Diese sind beim Transport gegen Stöße nicht so sehr empfindlich und nicht so teuer.

Ein Practice Chanter eines guten namhaften Herstellers erkennt man daran, dass der Herstellername zwischen Chanterkopf und dem Loch für das high G (hohe G) eingraviert ist.

Das Pipe Chanter

Beim Chanter für die Great Highland Bagpipe verhält es sich gleich. Gute namhafte Hersteller gravieren ihre Chanter zwischen Chanter-Kopf und dem Loch für das hohe G. Das afrikanische Schwarzholz (Blackwood) wird Stück für Stück sorgfältig ausgewählt und viele Jahre gelagert, bevor es verarbeitet wird.

Aufgrund dessen zahlt man für ein Chanter aus gutem Holz zwischen 350,– € und 1.500,– €. Der hohe Preis sollte jedoch nicht vom Kauf abhalten, denn alternativ gibt es noch Chanter aus Kunststoff. Diese liegen im Preis bei ca. 200,– €.

Kunststoff-Chanter werden häufig von Pipe Bands gespielt. Man spricht dann auch von sogenannten Matched Chantern. Die Matched Chanter sind alle gleich produziert und daher im Ton identisch, so dass das Stimmen der Chanter einer Pipe Band enorm erleichtert wird. Der Klang der Band wird dadurch viel besser, als mit verschiedenen Chantern verschiedener Hersteller, die untereinander oftmals nicht sauber gestimmt werden können.

Die Rohrblätter

Es gibt zwei Arten von Reeds (Rohrblätter), aus Plastik und aus Schilfrohr. Jedoch verwendet man heute beim Practice Chanter fast ausschließlich Plastikreeds, da sie leichter zu blasen sind und beim geringsten Luftfluss anfangen zu schwingen.

Diese aus Kunststoffplättchen gefertigten Reeds sind somit wesentlich länger haltbar als Holzrohrblätter. Sie liegen im Preis ca. bei 10 € und halten bei sorgfältiger Pflege mindestens ein Jahr.

Die Rohrblätter aus Holz (auch Caine Reeds genannt) sollten gleichmäßig und sauber gearbeitet sein. Sie sollten nicht zu hart, aber auch nicht zu weich sein. Die Öffnung der Lippen muss sehr flach gerundet sein, sie darf nicht so groß sein, dass die Lippen mehr als einen Millimeter auseinander stehen. Sollte einmal ein Reed etwas zu hart sein, dann kann man es zwischen Daumen und Zeigefinger nehmen und etwas zusammendrücken. 15 bis 20 Sekunden reichen. Lässt sich das Reed dann spielen, ist es gut. Man kann die Prozedur wiederholen, denn nach einer gewissen Zeit wird das Reed wieder härter.

Sollte diese Methode nicht helfen, kann man das Reed mit einem Messer ein ganz klein wenig an den Kanten abschaben. Aber Vorsicht, nimmt man zu viel weg, ist das Reed zu weich und man überbläst es. Das Reed ist dann unbrauchbar.

Die Great Highland Pipes (Dudelsack)

Beschreibung einer Great Highland Pipe

Die Great Higland Bagpipe (der schottische Dudelsack) gehört zu den Holzblasinstrumenten (also der großen Familie Aerophon), zur Familie der Rohrblattinstrumente und zur Gruppe der Sackpfeifen. Einige bezeichnen den Dudelsack auch als Urorgel.

Sie besteht aus einer Melodiepfeife (Chanter), die ein Doppelrohrblatt enthält und 8 Grifflöcher mit 9 Tönen aufweist. Drei Drones oder Bordunen sorgen für einen Begleitakkord, auch sie enthalten je ein Rohrblatt, allerdings mit nur einer Zunge. Über das Blasrohr (Blowpipe) mit einem Rückschlagventil wird die Luft in den Luftsack geblasen und verteilt sich von dort aus in die Pfeifen, welche fest eingebunden sind und die Rohrblätter zum Schwingen bringen.

Die Pfeifen bestehen meist aus Holz, der Sack aus Leder oder pflegeleichterem Goretex, und die Beschlagteile aus Metall oder Kunststoff, früher waren sie aus Elfenbein.

Die Holzteile

Die Holzteile werden aus „Grenadill“ (dalbergia melanoxlon) gedrechselt. Dieses Holz heißt in England „African Blackwood“

Es ist das mit Abstand beste Material für alle Arten von Holzblasinstrumenten.

Leider stammt dieses Holz von einem relativ kleinen, strauchartigen Baum, der sehr langsam nur in einem kleinen Teil von Tansania wächst. Das Holz für einen Dudelsack braucht mindestens 25 Jahre zum Wachsen. Die Nachfrage durch die Holzblasinstrumentenbauer der ganzen Welt ist beträchtlich größer als das Angebot, und der Preis dementsprechend hoch. Denn dieses Holz enthält ein eingelagertes Öl, das für eine gute Beständigkeit gegen Feuchtigkeit sorgt. Es gibt Ersatzstoffe wie Ebenholz und Rosenholz (Palisander), die allerdings nicht so gut aussehen und nicht ganz so wasserfest sind wie Blackwood. Neuerdings wurden auch Kunststoffe aus Nylon verwendet. Bei preiswerten Instrumenten ist gegen die Verwendung dieser Ersatz- Materialien nichts einzuwenden, und manche Kunststoff-Chanter sind für Anfänger und Pipe Bands sogar besser geeignet als empfindliche Blackwood Chanter.

Die Herstellung der Holzteile

Das Rohholz wird bereits vom Holzhändler in passende Kantel von ca. 2 Zoll Querschnitt geschnitten und vorsortiert. Stücke, die dem Pipemaker für Chanter geeignet erscheinen, werden der Länge nach durchbohrt und dann teilweise jahrelang gelagert. Drones und Blowpipe werden nicht so lange gelagert, sondern aus kammergetrocknetem Holz hergestellt.

Zur Verarbeitung werden die Hölzer weiter auf den passenden Durchmesser aufgebohrt und fein ausgerieben. Gerade letzteres ist aufwendige Handarbeit und wird bei billigen Instrumenten oft unterlassen. Danach wird die Außenform gedrechselt, bei guten Instrumenten selbstverständlich vollständig von Hand.

Der Luftsack

Der Luftsack hält die Pfeifen zusammen, doch seine Hauptfunktion ist die eines Vorratsbehälters für Luft. Dazu muss er dicht sein. Gleichzeitig soll er die eingeblasene Atemfeuchtigkeit wieder nach außen abgeben können.

Traditionell wird als Material Leder verwendet. Es wird mit Seasoning, einer Flüssigkeit (eine Art Honig), abgedichtet. Seasoning nimmt gleichzeitig die Feuchtigkeit auf und gibt sie nach außen ab. Doch die Anwendung des Seasoning ist eine klebrige Angelegenheit.

Es werden verschiedene Arten von Leder verwendet: wie Schafleder, das gut für das schottische Klima geeignet ist, allerdings sind die Säcke klein und halten nicht so lang. Oder Rindsleder, das als Universalmaterial gut geeignet ist und größere Säcke zulässt, aber nur 3 bis 5 Jahre hält und häufiger Seasoning braucht.

Seit einigen Jahren gibt es Säcke aus Goretex-Material, das absolut dicht ist und die Atemfeuchtigkeit gut abführt. Es ist weich und stabilisiert die Drones erst, wenn der Sack prall aufgeblasen ist. Diese Bags dürfen auf keinen Fall mit Seasoning behandelt werden, denn die mikrofeinen Poren würden sonst verstopfen.

Die water-traps sind Bauteile, die in den Sack eingelassen werden, um die kondensierte Atemfeuchtigkeit aufzufangen.

Cover und Cords

Sie dienen im Wesentlichen nur dem Aussehen der Pipe. Das Cover ist die Samthülle, die den Ledersack umhüllt. Sie verdeckt den oft unansehnlichen Ledersack und schützt die Kleidung des Spielers vor austretendem Seasoning und Lederabrieb. Die Cords mit Troddeln (die sich kunstvoll am Ende der Cords befindlichen Bommeln, die die schottischen Distelblüten darstellen und das Wahrzeichen Schottlands sind) halten die Drones in korrekter Position und sind aus Seide oder Wollstoff. Cords und Cover sollen das Aussehen der Pipe verschönern. Sie sind daher in den traditionellen Farben erhältlich.

Was benötigt man zum Erlernen

Zuerst einmal ein vernünftiges Practice Chanter, ein Lehrbuch sowie ein Notenheft. Man sollte die wichtigsten Übungen und die in einzelnen Schritten erklärten Musikstücke in ein Notenheft übertragen. Dabei erlernt man am schnellsten und einfachsten das Noten lesen und Noten schreiben. Man lernt auch, handgeschriebene Musikstücke zu lesen.

Sollten Sie ein Selbststudium durchführen, so benötigen Sie außerdem ein Aufzeichnungsgerät. Damit können Sie sich die Übungen und Lieder anhören.

Weiterhin benötigt man eine Menge Begeisterung für diese Musik und etwas Zeit. Am besten jeden Tag eine Viertelstunde. Um ein guter Dudelsackspieler zu werden, benötigt man eine geraume Zeit an Jahren. Es ist noch kein Meister oder Pipe Major vom Himmel gefallen.

Die alten Schotten hielten es so, dass die Schüler, ob Jung oder Alt zuerst einmal sieben Jahre lang alleine üben mussten, bevor sie ihren ersten Auftritt spielen durften. Sie sagten, dass ein Piper sieben Jahre benötigt, um gut zu werden. Wer diese Zeit durchgehalten hat, ist es wert, Auftritte zu absolvieren.

Wir, in der heutigen Zeit, wollen dies nicht so eng sehen. Man sollte nur daran denken, dass man eine geraume Zeit benötigt, um einige Lieder spielen zu können. Wenn man dann diese Lieder auf dem Practice Chanter beherrscht, beginnt man auf der Pipe von vorne, denn das Spielen der Pipes ist wie das Erlernen eines neuen Instruments.